Regionale Risikokulturen von Extremwetterereignissen

  • Ansprechperson:

    Dr. S. Mohr, Prof. Dr. M. Kunz

  • Projektgruppe:

    IMK-TRO

  • Förderung:

    Helmholtz-Verbunds Regionale Klimaänderungen (REKLIM)

  • Projektbeteiligte:

    Universität Hamburg, Helmholtz-Zentrum Gesthaacht (HZG), Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Extreme atmosphärische und hydro-meteorologische Ereignisse wie Sturm und Sturmfluten, Hagelschlag, Hochwasser oder Hitzewellen scheinen immer mehr zuzunehmen. Das Wetter – so hat es den Anschein – spielt immer öfter verrückt. Darum stellen sich Wissenschaftler, Medien, Politiker, Verwaltungen, Versicherungen sowie eine breite Öffentlichkeit immer öfter die Frage: Welche Rolle spielt der Klimawandel im Kontext von Extremwetterereignissen (EWEs) und inwiefern trägt dieser zu deren Häufigkeit sowie Zu- und Abnahme von Intensität bei?

Somit ist das Thema hochaktuell und die Forschung geht der Frage nach inwiefern und in welchem Ausmaß der Klimawandel aktuell die verschiedenen EWEs – in Abhängigkeit zu ihrer Region – beeinflusst und mit welchen Änderungen zukünftig zu rechnen ist. Forschungsergebnisse zeigen bereits, dass Änderungen der Häufigkeit oder der Intensität von bestimmten EWEs – beispielsweise Hitzewellen oder Winterstürme – durchaus auf den Klimawandel zurückgeführt werden können. Neben einer veränderten Vulnerabilität der Güter, einer veränderten Exposition der Werte sowie der Betroffenheit für den Menschen an sich wird die globale Erwärmung auch die Schadens- und Verlustraten durch Wetterextreme global und national sowie regional und lokal weiter beeinflussen. Insofern wird ein öffentliches Verständnis des Phänomens Klimawandels von Wissenschaft, Politik und Verwaltung nachdrücklich eingefordert, um Menschen für diese Problemlage zu sensibilisieren und ihre Bereitschaft für Abschwächungs- und Anpassungsmaßnahmen gerade auch in Bezug auf Wetterextreme zu steigern.

Genau an diesem Punkt setzt das vorliegende Forschungsprojekt „Regionale Risikokulturen im Kontext von Extremwetterereignissen an. Ausgehend von einer lebensweltlichen Perspektive stellt es jenseits wissenschaftlicher oder medialer Einschätzungen die konkrete soziale und kulturelle Erfahrung mit sowie die Wahrnehmung und Bewertung von EWEs ins Zentrum der Untersuchung. So werden regional typische EWEs wie z.B. Sturm und Sturmflut an der Nordseeküste in Schleswig-Holstein, Hagelereignisse und Hitzewellen in Baden-Württemberg oder Hochwasserereignisse in Mitteldeutschland aus eine soziokulturellen Perspektive analysiert, um Mensch-Extremwetter-Interaktionen und regionalen Risikokulturen zu erforschen. Das Ziel des Projektes besteht in einem ersten Schritt darin, ein besseres Verständnis über die sozialen und kulturellen Dimensionen sowie ihr Zusammenhang mit den regionalspezifischen Bedingungen von EWE zu erlangen. Anschließend wird die regionale Erfahrung mit und das Wissen über Wetterextreme, die individuelle und kollektive Risikowahrnehmung, -interpretation und das jeweilige Risikohandeln in einen regionalspezifisch Kontext gesetzt.

Folgende Forschungsfragen werden im Verlauf des Projekts – insbesondere in Abhängigkeit zu den untersuchten Regionen – adressiert:

  • Welche paradigmatischen Erfahrungen mit EWEs gibt es?
  • Wie werden diese EWEs wahrgenommen, erklärt und bewertet?
  • Gibt es historische tradierte Erfahrungen mit EWEs und spielen diese eine Rolle für Wahrnehmung, Erklärung und Bewertung?
  • Verändern sich Wahrnehmungs- und Interpretationsmuster nach EWEs und wenn ja, wie?
  • Welche Rolle spielt der Klimawandel für die Interpretation von EWEs?
  • Welche regionalen Kon- und Divergenzen gibt es in Bezug auf die Wahrnehmungs- und Interpretationsmuster von EWEs und wie können sie erklärt werden?
  • Wie unterscheiden sich Risikowahrnehmung, -bewertung und -handeln in Bezug auf die Erfahrung mit und das Wissen über EWEs?
  • Welche Schutzmaßnahmen wurden, werden gerade oder könnten sollen ergriffen werden, und warum?
  • Wie hängen Risikointerpretation und Risikohandeln vom individuellen Lebenskontext bzw. mit der räumlich unterschiedlichen Verteilung von EWEs zusammen?
  • Lassen sich regionalspezifische Risikokulturen nachzeichnen und wie sind diese strukturiert?

Das Projekt „Regionale Risikokulturen im Kontext von Extremwetterereignissen “ unterteilt sich in zwei Phasen: In der ersten Phase werden an ausgewählten Orten in Baden-Württemberg, an der norddeutschen Nordseeküste und in Mitteldeutschland Straßenbefragungen zur EWEs durchgeführt. Die Ergebnisse dieser quantitativen Befragungen werden in einer zweiten Phase durch qualitative Interviews mit Bürgerinnen und Bürgern aus den Erhebungsorten der Straßenbefragung analytisch und empirisch vertieft. Abschließend werden die analysierten Datensätze zusammengeführt und – sofern möglich – regionalspezifische Risikokulturen aggregiert.

Angesiedelt ist das interdisziplinäre Forschungsprojekt im Kontext der Helmholtz Initiative REKLIM (Regionale Klimaänderungen) und wird von den Topics 6 und 7 durchgeführt. Die institutionelle Kooperation erfolgt in Kooperation mit der Universität Hamburg, dem Helmholtz-Zentrum Gesthaacht (HZG) und dem Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Abb.: Erste Ergebnisse der Straßenbogenumfrage zur offenen Frage "Was ist aus Ihrer Sicht die größte Gefahr für ihre Region?" (KA=Karslruhe, RT=Reutlingen, TO=Tönnig, AM=Amrum und ALL=Mittel aus allen vier Regionen).

 

Veröffentlichungen: