Blitzfluten in Großstädten Afrikas und Südostasiens

Die Millionenstädte Afrikas und Südostasiens zeigen ein rasantes Wachstum. Doch mangelnde Stadtplanung und Infrastruktur erhöhen das Risiko schwerer Flutkatastrophen in Zeiten des Klimawandels.

In Westafrika gab es in den letzten Jahren immer wieder einige extreme Regenereignisse, die Großstädte betrafen und Menschenleben kosteten, aber auch großen Sachschaden anrichteten. Nicht lange zurückliegende, verheerende Beispiele sind beispielsweise die Überflutungen 2017 in Freetown (Sierra Leone), 2012 in Dakar (Senegal) oder 2009 in Ouagadougou (Burkina Faso). Für Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, gab der staatliche Wetterdienst damals im August 2017 keine besondere Warnung heraus. Doch Hangrutschungen und Schlammlawinen, ausgelöst durch die extremen Regenfälle, kosteten mehr als 450 Menschen das Leben.

Das IMK-TRO erforscht deshalb mit Partnern vor Ort zum einen die meteorologischen Prozessketten, die zu diesen Extremereignissen führen. Zum anderen prüfen die Forscher die Vorhersagbarkeit dieser Extremereignisse unter Zuhilfenahme von numerischen und statistischen Wettervorhersagemodellen. Ergeben sich hierbei Unterschiede? Was ist erfolgsversprechender: ein Blick in die Vergangenheit oder die Anwendung von physikalischen Wettermodellen? Mit Blick auf die Vorhersagbarkeit für wenige Tage zeigen sich dabei zum Teil ernüchternde Resultate: In einer jüngst veröffentlichten Studie für Westafrika konnte festgestellt werden, dass weder einzelne noch die Gesamtheit von neun globalen Wettervorhersagemodellen mehr Vorhersagequalität besitzt als eine aus vergangenen Beobachtungen abgeleitete Vorhersage. Für das Ereignis in Ho-Chi-Minh-Stadt ist es bisher selbst mit hochaufgelösten Modellen nicht gelungen, den extremen Regen für den nächsten Tag vorherzusagen. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, dass das Extremereignis im August 2015, welches die Küste Nordostvietnams heimsuchte, wiederum schon drei Tage vorher recht gut vorhersagbar war.

In welchen Wettersituationen sind jedoch ausreichende Vorwarnzeiten von etwa drei Tagen gegeben? Gibt es eventuell alternative Methoden zur Vorhersage mit physikalischen Modellen? Das sind wichtige Ziele der Forschungen am IMK, welche teilweise in den von der Deutschen Forschungsgesellschaft geförderten Transregio Waves2Weather eingebettet sind.

Mehr dazu im ESKP-Themenspezial "Metropolen unter Druck":
https://themenspezial.eskp.de/metropolen-unter-druck/naturgefahren-und-staedte/blitzfluten-in-afrika-und-suedostasien/

Weiterführende Literatur:
Vogel, P., P. Knippertz, A.H. Fink, A. Schlueter, and T. Gneiting, 2018: Skill of Global Raw and Postprocessed Ensemble Predictions of Rainfall over Northern Tropical Africa. Wea. Forecasting, 33, 369–388, https://doi.org/10.1175/WAF-D-17-0127.1

[Arbeitsgruppe: Atmosphärische Dynamik]