Gesundheitsgefährdende Wärmeinseln in der Stadt erkennen

Foto: Tina Kunz-Plapp/KIT

Die Temperaturen innerhalb einer Stadt und damit auch die Temperaturunterschiede zum Umland, die mit dem Begriff der städtischen Wärmeinsel beschrieben werden, sind stark beeinflusst von der städtebaulichen Dichte, dem Versiegelungsgrad des Bodens sowie dem Vorhandensein oder Fehlen von Grünflächen.

Für die genaue Kenntnis der klimatischen Verhältnisse in einer Stadt sowie der Unterschiede innerhalb des Stadtgebietes werden räumlich hoch aufgelöste Messungen benötigt. In Berlin, Hamburg und Stuttgart werden im Projekt „Stadtklima im Wandel“, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, aktuell mehrere mehrmonatige Intensivmesskampagnen – mit IMK-TRO Beteiligung – durchgeführt. Mit unterschiedlichen Messverfahren werden dort unter anderem die Temperaturen von Luft und Erdoberfläche, der Wassergehalt der Atmosphäre, das Windfeld sowie die Konzentrationen verschiedener Luftschadstoffe gemessen.

Auch die Stadt Karlsruhe bot sich für Untersuchungen zur städtischen Wärmeinsel an, da sie in der wärmsten Region Deutschlands liegt, wo im Sommer regelmäßig Temperaturen von über 35°C auftreten. So hohe Temperaturen können die Stadtbewohner belasten und gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen (Kunz-Plapp et al. 2016). Eine genaue Kenntnis, welche Bereiche innerhalb der Stadt besonders hohe Temperaturen aufweisen, kann helfen, geeignete Anpassungsmaßnahmen bei Hitze zu planen und umzusetzen. Dies gilt sowohl für städtebauliche Maßnahmen, Maßnahmen an Gebäuden wie beispielsweise das Anbringen von Rollläden und Markisen, als auch für persönliche Bewältigungsstrategien jedes einzelnen Bewohners wie angepasstes Trinkverhalten oder das Verschieben von Aktivitäten in kühlere Zeiten des Tages, um sich vor Hitzebelastungen zu schützen oder diese zumindest abzumildern.

So können Baustrukturen und Wohnquartiere identifiziert werden, die zum Beispiel für den Bau eines Krankenhauses oder von Alten- und Pflegeheimen weniger geeignet sind, weil dort die zu erwartende Hitzebelastung höher ist. Stadtplaner und Architekten können auch besser erkennen, in welchen Teilen der Stadt das Thema sommerlicher Hitzeschutz besonders wichtig ist, um dort gezielt ihr Augenmerk auf die Verschattungs- und Sonnenschutzelemente oder auch die Hausdämmung zu legen.

Mehr dazu im ESKP-Themenspezial "Metropolen unter Druck":
https://themenspezial.eskp.de/metropolen-unter-druck/stadtklima-verbessern/waermeinseln-in-der-stadt-erkennen/

Weiterführende Literatur:

  • Hackenbruch, J. (2018): Anpassungsrelevante Klimaänderungen für städtische Baustrukturen und Wohnquartiere. Wissenschaftliche Berichte des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie, Band 77, KIT Scientific Publishing, Karlsruhe, doi: 10.5445/KSP/1000080685, Link.
  • Hackenbruch, J.; Schulwitz, M.; Hagemann, R. (2017): Hitze in städtischen Quartieren. Messergebnisse der Karlsruher AERO-TRAM und die Implikation für die Stadtplanung: Transforming cities, 2017 (1), 58-62.
  • Kunz-Plapp, T., Hackenbruch, J., und J.W. Schipper (2016): Factors of subjective heat stress of urban citizens in contexts of everyday life. Nat. Hazards Earth Syst. Sci., 16(4), 977–994, Link.

[Arbeitsgruppe: Regionales Klima und Wasserkreislauf]