Politische Lösungen für Luftverschmutzung in Afrika
Abbildung: Präsentation der politikrelevanten Ergebnisse des DACCIWA-Projektes bei der EU-Delegation in Abidjan (Elfenbeinküste). Neben den Projektwissenschaftlern sind auf dem Foto Vertreter von ivorischen Ministerien und anderen Organisation sowie von europäischen Botschaften zu sehen. Über das Ereignis wurde in den Abendnachtrichten im nationalen ivorischen Fernsehen berichtet (https://youtu.be/aa_kyanvUOQ, ca. Minute 20). |
Die Bevölkerung Afrikas ist die am schnellsten wachsende der Welt. Insbesondere im südlichen Westafrika führt die Kombination von Bevölkerungszunahme, Urbanisierung und Wirtschaftswachstum zu einer erwarteten Verdreifachung von menschgemachten Emissionen von Schadstoffen zwischen 2000 und 2030. Das DACCIWA-Projekt (Dynamics-Aerosol-Chemistry-Cloud Interactions in West Africa) hat zum ersten Mal das Ausmaß des Luftverschmutzungsproblems sowie seine Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, Wetter und Klima in der Region untersucht. DACCIWA wird von Prof. Peter Knippertz, Leiter der Arbeitsgruppe “Atmosphärische Dynamik” am IMK-TRO, koordiniert. Das EU-geförderte Konsortium besteht aus 18 europäischen und afrikanischen Forschungsinstitutionen.
Nach fünf Jahren intensiver Forschung geht DACCIWA im November 2018 zu Ende. “Die Zeit ist reif, dass wir die Ergebnisse unserer hervorragenden Forschung zusammenfassen”, sagt Knippertz, “und die wichtigsten Schlüsse an Politiker und andere Interessensgruppen kommunizieren”. Dies erfolgt im Rahmen von Workshops in drei westafrikanischen Hauptstädten (Accra am 12. Oktober, Abidjan am 18. Oktober und Lomé am 19. Oktober) und in Brüssel (15. November). Zusätzlich werden die präsentierten Schlussfolgerungen und Empfehlungen in einem „Policy Brief“ auf englisch und französisch aufgeschrieben und auf der Projektwebseite www.dacciwa.eu bereitgestellt.
Auf Grund der unzureichenden Verfügbarkeit von Atmosphärenbeobachtungen in Afrika, war eine große internationale Feldkampagne im Juni-Juli 2016 in der Elfenbeinküste, Ghana, Togo, Benin und Nigeria ein wesentlicher Schlüssel zum erheblichen wissenschaftlichen Fortschritt durch DACCIWA. Im Rahmen dieser Kampagne gab es 50 wissenschaftliche Flüge mit Forschungsflugzeugen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien, drei hochgradig instrumentierte „Supersites“, ca. 770 Wetterballonaufstiege von sieben verschiedenen Stationen sowie Messungen in Abidjan und Cotonou.
Im Hinblick auf Luftverschmutzung fanden die DACCIWA-Wissenschaftler, dass Konzentrationen von Feinstaubpartikeln in westafrikanischen Städten häufig internationale Standards überschreiten und somit erhebliche Atem- und Herzerkrankungen hervorrufen. Während der Trockenzeit stammen diese Partikel aus städtischen Emission (überwiegend Verkehr, Hausfeuer und Müllverbrennung), landwirtschaftlichen Feuern und Mineralstaub aus der Sahara, was zu einem saisonalen Maximum führt. In der Regenzeit, steigen die Hausfeueremission durch die Verbrennung von feuchtem Holz und Holzkohle. Zudem gibt es einen signifikanten Import von Rauch aus den weitreichenden Wald- und Landwirtschaftsfeuern in Zentralafrika. Möglichkeiten zur Bekämpfung dieses Problems sind ein vermehrter Einsatz von Gas und Elektrizität beim Kochen, Regulierung der Biomasseverbrennung und eine Reduktion des Schwefelanteils im Fahrzeugbenzin. “Durch DACCIWA haben wir gelernt, dass Luftverschmutzung in Afrika ein grenzübergreifendes Problem ist”, sagt Knippertz, “welches nicht von einem Land alleine gelöst werden kann.”
DACCIWA hat auch Auswirkungen der erhöhten Partikelkonzentrationen auf Wetter und Klima gefunden. Während Wolkeneigenschaften nur wenig beeinflusst zu sein scheinen, hat die Verringerung der Sonnenstrahlung am Boden in einer getrübten Atmosphäre Auswirkungen auf die Küstenzirkulation, den Tagesgang von Wolken und möglicherweise auch Niederschlag.
DACCIWA-Wissenschaftler haben die Workshops ebenfalls dazu genutzt, um auf eine Verbesserung der Datenverfügbarkeit für die Forschung zu drängen. Dies bezieht sich nicht nur auf meteorologische Luftverschmutzungsparameter, sondern auch auf sozio-ökonomische, Emissions- und Gesundheitsdaten.
[Arbeitsgruppe: Atmosphärische Dynamik]