Highlights von der Jahrestagung der Europäischen Meteorologischen Gesellschaft 2025 in Ljubljana

„100 Jahre Physik wurden durch 10 Jahre Informatik ausradiert.“ Diese ist nur eine von vielen eindrücklichen Statements im Anschluss an Mariana Clare’s (Europäisches Wetterzentrum) Vortrag über datengesteuerte Wettermodelle, die eine neue Ära in der Meteorologie und Klimawissenschaft eingeläutet haben. AIFS, das KI-gesteuerte Brudermodell des europäischen Modells IFS, schlägt sein „konventionelles“ Pendant nicht nur in den wichtigsten Kennzahlen, den sogenannten Skill Scores: Es ist schneller, offen zugänglich und läuft prinzipiell auf einem einfachen Laptop. Doch nicht nur Atmosphären-Modelle werden durch die KI-Revolution herausgefordert: Frederik Kratzert von Google Research stellte ein datengetriebenes Niederschlags-Abfluss-Modell vor, das Hochwasserwarnungen überall auf der Welt ermöglicht – also auch dort, wo sich Länder und Kommunen nicht leisten können, ein eigenes Modell zu entwickeln. KI hilft dabei, Reanalyse-Datensätze höher aufzulösen, Wege für eine effiziente Aufforstungsstrategie zu finden und den Energiesektor zu informieren.
Dennoch: die aktuellen KI-Modelle werden nach wie vor mit den Ergebnissen physikalischer Modelle trainiert und initialisiert, und in vielen Bereichen werden immer noch die klassischen numerischen Wettervorhersagemodelle benötigt. Das IMKTRO war mit vier Vorträgen und zwei Postern auf der Jahrestagung der Europäischen Meteorologischen Gesellschaft vertreten. Duc Nguyen (https://doi.org/10.5194/ems2025-418) präsentierte eine Validierung der operativen regionalen Analyse mit hochaufgelösten Windmessungen von Doppler-Wind-Lidaren der Swabian MOSES 2023 Kampagne (https://www.atmohub.kit.edu/english/590.php). Julia Thomas (https://doi.org/10.5194/ems2025-566) zeigte, wie man diese Beobachtungen nutzen kann, um eine Kampagnen-Reanalyse zu erstellen, die als „beste Schätzung“ des Atmosphärenzustands für die Modellverifizierung und -entwicklung dienen kann. Annika Oertel stellte eine Methode vor, um den Einfluss einzelner Beobachtungen aus dieser Kampagnen-Reanalyse zu extrahieren (Borne et al. 2025, https://doi.org/10.5194/ems2025-403) und sie präsentierte eine kürzlich veröffentlichte Modellstudie zum Einfluss der Meeresoberflächentemperatur auf atmosphärische Hochdruck-Ereignisse im Nordatlantik (Christ et al. 2025, https://doi.org/10.5194/wcd-6-17-2025 ) vor. Siyu Li (https://doi.org/10.5194/ems2025-483) präsentierte, wie Relaxationsexperimente dazu beitragen können, numerische und AI-Modelle auf der sub-saisonalen Zeitskala zu verbessern.
Mit dieser Vielfalt an Themen war das IMKTRO in vielen veschiedenen Sessions der Jahrestagung der Europäischen Meteorologischen Gesellschaft in Ljubljana vertreten. Abgesehen vom wissenschaftlichen Programm bot die gemütliche Hauptstadt Sloweniens viele Möglichkeiten, die Abende zu genießen. Zum Beispiel bei einem Spaziergang entlang der „Ljubljanica“, die mitten durch die Innenstadt fließt, beim Erkunden der regionalen und internationalen Küche und beim Austausch mit Kollegen und Kolleginnen aus aller Welt – darunter auch einige, die frühere Zeiten ihrer Karriere am KIT verbracht haben. Wir blicken zurück auf eine intensive und inspirierende Woche und freuen uns auf die nächste EMS-Jahrestagung, die im September 2026 in Utrecht, die Niederlande, stattfinden wird.
J. Thomas und A. Oertel