Internationaler NAWDIC-Workshop in Karlsruhe
Über dem Nordatlantik entstehen regelmäßig Winterstürme, die durch extreme Windgeschwindigkeiten und große Niederschlagsmengen jedes Jahr in Europa Schäden in Milliardenhöhe verursachen. Die kleinskaligen physikalischen Prozesse, die zu den höchsten Windgeschwindigkeiten führen, sind derzeit jedoch weder vollständig verstanden noch in Wettervorhersagemodellen korrekt dargestellt. Einer der Gründe dafür ist, dass sich die für unser Wetter entscheidenden Prozesse in abgelegenen Regionen über dem Nordatlantik abspielen, wo es nur wenige operationelle Beobachtungen gibt. Um diese Prozesse besser zu beleuchten, wird Anfang 2026 die großangelegte Messkampagne „North Atlantic Waveguide, Dry Intrusion and Downstream Impact Campaign“ (NAWDIC; https://www.nawdic.kit.edu/) über dem Nordatlantik stattfinden. NAWDIC, das federführend vom IMKTRO geleitet und von der DFG gefördert wird, bringt Forschungseinrichtungen und Wetterdienste aus Europa und Nordamerika zusammen und wird mit seinen zahlreichen flugzeuggetragenen und bodengebundenen meteorologischen Messungen Teil von koordinierten, Hemisphären-umspannenden Beobachtungen für Atmosphärendynamik sein.
Mitte September 2025 trafen sich für drei Tage insgesamt mehr als 80 Kampagnen-Teilnehmende aus neun Ländern, davon 53 in Person am KIT (Abb. 1), um im Rahmen eines internationalen Workshops die Forschungsvorhaben von NAWDIC vorzustellen und zu diskutieren. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Vorträgen und einer Postersession standen Diskussionsrunden zu Themen wie Planungskoordination, Vorhersage-Werkzeuge, Datenmanagement, und Öffentlichkeitsarbeit auf dem Programm. Am Folgetag des NAWDIC-Workshops fanden am gleichen Ort zudem das Kick-Off-Treffen des deutsch-französischen Teilprojektes DICHOTOMI (https://www.nawdic.kit.edu/156.php; https://nawdic.aeris-data.fr/) sowie ein Trainings-Workshop für die interaktive 3-D Visualisierungssoftware "Met.3D" (https://met3d.readthedocs.io/en/latest/) statt, welche neben weiteren Vorhersage-Werkzeugen während der Kampagne eingesetzt werden soll. Weniger als vier Monate vor Beginn der Messkampagne bot der NAWDIC-Workshop eine außerordentlich wichtige Plattform für den wissenschaftlichen Austausch, die internationale Koordination der Messaktivitäten und nicht zuletzt für das persönliche Kennenlernen der Kampagnenteilnehmenden und somit unerlässliche Voraussetzungen für die erfolgreiche Durchführung eines solch komplexen Forschungsvorhabens.
Die Kernkomponente von NAWDIC bildet das deutsche Forschungsflugzeug HALO (https://www.dlr.de/de/forschung-und-transfer/projekte-und-missionen/halo), das im Januar und Februar 2026 über einen Zeitraum von sechs Wochen von Shannon (Irland) aus Messflüge über dem östlichen Nordatlantik durchführen wird. Zudem werden mit einem französischen Forschungsflugzeug und einem Flugzeug der Technischen Universität Braunschweig, sowie der mobilen Beobachtungsplattform KITcube (https://www.kitcube.kit.edu/) hochaufgelöste Informationen über Wind, Feuchte, Temperatur, Bewölkung und atmosphärische Spurengase gesammelt werden. Weitere koordinierte Flugzeugmessungen stromaufwärts über dem westlichen Nordatlantik und östlichen Pazifik durch amerikanische Partnerprojekte sollen helfen weitere Aspekte des Lebenszyklus von dynamischen Wettersystemen zu verstehen und langfristig besser in der Wettervorhersage abzubilden.
B. Kirsch, A. Oertel und J. Quinting
