Impressionen aus Potsdam und Leipzig
Studienexkursion des MSc Meteorologie und Klimaphysik
Tag 1 - Wissenschaftliches Erbe auf dem Telegrafenberg
Die Exkursion des MSc-Studiengangs Meteorologie und Klimaphysik 2025, geleitet von Dr. Marie Hundhausen und Prof. Dr. Corinna Hoose, begann mit einer Zugreise nach Potsdam. Nach der Ankunft auf dem Telegrafenberg wurde die Gruppe von einem Guide empfangen, der mehrere historische Wissenschaftsgebäude vorstellte.
Zu den ersten Stationen gehörten das Magnetische Variationshaus und das Süring-Haus, das einst das Meteorologische Observatorium beherbergte. Ein besonderes Highlight war der Große Refraktor, der 1899 eingeweiht wurde. Er enthält das weltweit viertgrößte Linsenteleskop mit einem Durchmesser von 80 cm und einem Gewicht von etwa 300 kg. Das Teleskop befindet sich unter einer 200 Tonnen schweren drehbaren Kuppel und trug zu bedeutenden Entdeckungen bei, darunter die Identifikation interstellarer Materie.
Anschließend besuchte die Gruppe den Einstein-Turm, der sich architektonisch deutlich von den neoklassizistischen Gebäuden der Umgebung abhebt. Der solarphysikalische Turm wurde von Mendelsohn entworfen und mit Unterstützung von Erwin Finlay-Freundlich errichtet. Ziel war es, Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie durch die Messung der gravitativen Rotverschiebung in Sonnenspektrallinien zu überprüfen. Obwohl die ersten Ergebnisse durch Konvektionseffekte in der Sonne verfälscht wurden, konnte das Phänomen später im Jahr 1957 bestätigt werden.
Tag 2 - Nachhaltigkeitsforschung am RIFS Potsdam
Der zweite Tag war dem Research Institute for Sustainability (RIFS) gewidmet. Seit 2023 ist das RIFS Teil der Helmholtz-Gemeinschaft unter dem Geoforschungszentrum GFZ. Das Institut fördert Nachhaltigkeit durch wissenschaftliche und kooperative Forschung und arbeitet eng mit politischen Entscheidungsträgern, der Zivilgesellschaft, Unternehmen und lokalen Gemeinschaften zusammen.
Den Auftakt bildete ein Vortrag zur globalen Modellierung und Quellzuordnung von troposphärischem Ozon. Mithilfe atmosphärischer chemischer Transportmodelle und sogenannter „Tagging“-Techniken wurde gezeigt, wie Ozonmuster analysiert und ihren Quellen zugeordnet werden können. Der Vortrag betonte, dass lokale Emissionsminderungen zwar wichtig sind, aber langfristige Verbesserungen der Luftqualität internationale Zusammenarbeit erfordern.
Es folgte eine kurze Vorstellung der Mission des RIFS, die den transdisziplinären und ko-kreativen Ansatz des Instituts hervorhob. Ziel ist es, durch die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft praktikable Lösungen für globale Herausforderungen zu entwickeln.
Den Abschluss bildete eine Diskussion über Klima und Nachhaltigkeit in nationalen und internationalen Prozessen. Dabei wurde die Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse für politische Entscheidungen deutlich gemacht.
Tag 3 - Wolken- und Aerosolforschung bei TROPOS Leipzig
Am dritten Tag besuchte die Gruppe den Science Park Leipzig, wo sich das Forschungsinstitut TROPOS befindet. TROPOS ist auf die Forschung zur unteren Atmosphäre spezialisiert, insbesondere auf Wolken und Aerosole:
Die erste Präsentation stellte ACTOS vor, ein Gerät für hochauflösende In-situ-Messungen in Wolken. Im Gegensatz zu Flugzeugen, die zu schnell fliegen und Tropfen zersplittern, wird ACTOS von einem Helikopter in die Wolke abgeworfen und ermöglicht präzise Datenerhebung unter schwierigen Bedingungen.
Anschließend demonstrierten Forschende eine Anlage zur Untersuchung der sekundären Eisbildung. Dabei werden Wechselwirkungen zwischen unterkühlten Tropfen und einem Rime simuliert und mit Sensoren und Kameras aufgezeichnet.
Die Gruppe erhielt außerdem Einblicke in das LIDAR-Netzwerk von TROPOS, das sowohl stationäre als auch mobile Geräte umfasst. Diese messen vertikale Profile von Wasserdampf, Staub und biogenen Partikeln sowie die Wolkenuntergrenze mittels Fluoreszenztechniken.
Weitere Erkenntnisse wurden im Labor für Atmosphärenchemie gewonnen, wo große Kammern die Alterung von Aerosolen unter troposphärischen Bedingungen simulieren. Der Tag beinhaltete zudem Vorträge zur Modellierung von Extremwetterereignissen wie Hurrikans und Gewittern durch Waldbrände mit dem ICON-Modell. Eine Studentin berichtete von ihren Erfahrungen bei Messkampagnen in der Arktis und einem Auslandssemester in Spitzbergen.
Tag 4 - Umweltforschung am UFZ Leipzig
Der letzte Tag der Exkursion führte zum Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Die Besichtigung begann mit einer Führung über den Campus und einer Einführung in die Geschichte und Rolle des Instituts innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft. Mit über 1200 Mitarbeitenden an drei Standorten ist das UFZ ein zentraler Bestandteil der deutschen Umweltforschung.
Besonders beeindruckend war das „Fluss-Experiment“ im Bereich der Ökotoxikologie. Auf einem Außengelände simulieren 47 künstliche Bäche („Mesokosmen“) die Auswirkungen von Umweltgiften auf aquatische Ökosysteme. Das Projekt schlägt eine Brücke zwischen kontrollierten Laborexperimenten und realitätsnahen Feldstudien und ermöglicht statistisch belastbare Analysen ökologischer Veränderungen.
Die PhD-Kohorte „nanoINHALE“ präsentierte ihre interdisziplinäre Forschung zu Mikro- und Nanoplastik (MNPs). Untersucht wurden deren Verbreitung in der Luft, Auswirkungen auf Lungengewebe von Säugetieren sowie gesellschaftliche Diskurse und Regulierungsansätze.
Drei weitere Promotionsprojekte wurden vorgestellt: eine räumlich-zeitliche Analyse des Ausbaus erneuerbarer Energien in Deutschland, die Untersuchung bio-basierter Technologien zur CO₂-Entnahme (u. a. BECCS, Moorrenaturierung und Forstwirtschaft) sowie die Bewertung von Risiken im Energiesystem und deren politische Steuerung.
Ein herzlicher Dank gilt allen Institutionen, die uns auf dieser bereichernden Reise empfangen haben - dem Telegrafenberg in Potsdam, dem RIFS, TROPOS und dem UFZ Leipzig. Besonders danken wir den zahlreichen Wissenschaftler*innen und Vortragenden, die ihre Zeit, ihr Fachwissen und ihre spannenden Einblicke mit uns geteilt haben.